Geprüfte Industriemeisterin, ein leeres Abstellgleis?

Am 13. Dezember 2012 lädt der Nationale Pakt für Frauen in MINT-Berufen „Komm, mach MINT.“ zum Fachkongress „Die MINT-Karriere ist weiblich – Frauen in Führung“ nach Berlin ein. Eigentlich eine tolle Sache, könnte man meinen. „Komm, mach MINT.“ ist Teil der Qualifizierungsinitiative der Bundesregierung „Aufstieg durch Bildung“ und wurde 2008 auf Initiative von Bundesbildungsministerin Annette Schavan mit dem Ziel gestartet, junge Frauen für naturwissenschaftliche und technische Studiengänge zu begeistern. Und wie so oft bleiben die Industriemeisterinnen auf der Strecke.
Während die Politik und eben auch dieser nationale Pakt immer auf die TOP-Positionen in den Betrieben schauen, so fängt doch die Führungsposition oftmals viel weiter unten an. So ist man in der IMV-Pressestelle in Pforzheim auf einen Pressebericht aus dem Jahre 1982 gestoßen, mit folgendem Text: „Der Präsident der IHK Nordschwarzwald Dr. Walter Witzenmann bemerkte in seiner Ansprache, dass er es bedauere, keine Industriemeisterinnen begrüßen zu können, obwohl es doch von der Ausbildung und dem Wirkungskreis her Möglichkeiten gäbe.“
30 Jahre ist dies schon her und hat heute genau so seine Gültigkeit wie damals. Trotz allem hat sich seit dem so gut wie gar nichts getan. Scheuen Frauen den Meisterbrief wie der Teufel das Weihwasser? Gerade mal 6% der angehenden Industriemeister sind Frauen. Ob diese Ausnahmeerscheinungen überhaupt alle eine Führungsposition erhalten haben ist auch zu bezweifeln.
Also woran liegt dies alles? Fehlt es in Deutschland an weitsichtigen Persönlichkeiten eines Dr. Walter Witzenmann? Ist die duale Ausbildung mit seinen Weiterbildungsmöglichkeiten doch nicht so wichtig? Die kommenden Jahre werden es zeigen.


Sven Praus

Familien- und Ehrungsabend

IMV-Pforzheim ehrt IHK Nordschwarzwald und Firma Karl Roll

„So viele Ehrungen wie in diesem Jahr gab es schon lange nicht mehr“, mit diesen Worten eröffnete Joachim Dengler, 1.Vositzender der Industriemeistervereinigung Pforzheim (IMV) am 29.11.2011 den diesjährigen Familien- und Ehrungsabend in der Eutinger Gaststätte Stadt Pforzheim und so fand das erfolgreiche Jahr für die IMV einen würdigen Abschluss.

Passend zum diesjährigen Jahresthema der Industrie- und Handelkammer „Gemeinsam für Fachkräfte“ wurde die IHK Nordschwarzwald als Dank für 25-Jahre Mitgliedschaft in der IMV mit der Goldenen Ehrennadel des Bundesverbandes geehrt.

„Wir fühlen uns als Kinder der IHK“, fasst Sven Praus, Schriftführer der IMV, den Werdegang der meisten Mitglieder des Vereins zusammen. „Ausbildung zum Facharbeiter, anschließend einige Jahre Vorbereitungskurs und Abschluss zum Industriemeister, technischen Fach- oder Betriebswirt. Danach sind wir erwachsen geworden. Aber so wie Eltern ihre Kinder ihr ganzes Leben begleiten, genauso begleitet uns die IHK Nordschwarzwald das ganze Berufsleben“, lobt der Industriemeister dieses vorbildliche vorgehen der Kammer die dadurch die Fachkräfte in der Region und somit die Region selbst unterstützt und stärkt.

Bereits 30 Jahre begleitet die Enzberger Firma Karl Roll die IMV in ihrem bestreben nach ständiger beruflicher Weiterbildung. Die Urkunde und den Dank der Vorsitzenden Joachim Dengler und Volker Faaß nahm Jürgen Hölzle, ehemaliger Fertigungsleiter der Firma Roll, entgegen.

Für über ein Jahrzehnt im Vorstand des Vereins wurde Bildungsreferent Jürgen Fuchs mit der Silbernen Ehrennadel der IMV-Deutschland ausgezeichnet.

Der 1.Vorsitzende Dengler übergab die Goldene Ehrennadel mit Lorbeer an Günter Rapp, der mit 40 Mitgliedsjahren auf ein halbes Leben in der IMV zurückblicken kann.

Eine Urkunde für 30 Jahre Mitgliedschaft erhielten Peter Büttner und Manfred Neumann.

Die Goldene Ehrennadel für 25 Jahre Treue gingen an Siegfried Abt, Joachim Dengler, Arthur Dihlmann, Holger Reeb und Martin Rothen.

Als Dank für 20 Jahre gab es die Ehrennadel in Silber für Bernd Müller und Ralf Radny.

10-Jahre in der IMV konnten Nikolaus Aschenbrenner, Karsten Birkholz, Emil Frei, Rolf Scheytt und Martin Soellner vorweisen und bekamen dafür die Bronzene Ehrennadel

Von der Hauptschule zum Studium – Mustafa Oduncu geht seinen Weg

Das lebenslange Lernen ist nicht nur Aufgabe, sondern Pflicht. Die ist das Motto der Industriemeistervereinigung Pforzheim (IMV). Kaum ein Mitglied aus Pforzheim verkörpert dies besser als Mustafa Oduncu. Dieses Jahr startete er sein Wirtschaftsingenieurstudium an den Hochschulen Stuttgart und Pforzheim und das ganze neben der Arbeit in seine Firma. Er beweißt damit was alles möglich ist, wenn man an sich selbst hart arbeitet und beherzt seine Ziele verfolgt.

Aber es war ein langer und steiniger Weg bis sein Traum war werden konnte. Der aus der Türkei stammende Mustafa musste sich damals durch die Grundschule kämpfen. „Eine Bekannte musste mir Nachhilfe geben“, erinnert er sich an seine ersten Schuljahre.  Danach Hauptschule und Ausbildung zum Energieanlagenelektroniker bei der Deutschen Bahn. Irgendwann entschied er sich zur Witzenmann GmbH in Pforzheim zu wechseln. Hier hat man schon sehr früh sein Potenzial erkannt und zahlreiche Schulungen zum Instandhalter für die firmeneigenen Maschinen und Anlagen waren die folge. Aber es musste weitergehen. So starte er seine Weitebildung zum Industriemeister. Nach erfolgreichem Abschluss wurde er auch prompt Schichtführer und weitere Schulungen folgten. Die Mitgliedschaft in der IMV war jetzt der nächste logische Schritt. „Ich merkte, dass Bildung der Weg war um sich weiterzuentwickeln“, so der frisch Immatrikulierte: „Das waren meine ersten Schritte zum Traum vom Studium. Also suchte ich nach Möglichkeiten, informierte mich, lernte und legte ein Abiturnachweis ab.“ Er war nicht zu halten. Er wollte unbedingt an die Hochschule. Doch es scheiterte erstmal am Geld. Jedes Quartal 700 € und das 3 ½ Jahre lang, das war einfach zu viel.

Doch es gab ja noch die Möglichkeit der finanziellen Unterstützung und so bewarb er sich für ein Aufstiegsstipendium des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Also Bewerbung schreiben und das Beste hoffen. Es folgten mehrere Online-Tests, ein persönliches Vorstellungsgespräch und wieder viele Tests. Das Auswahlverfahren dauerte fast ein Jahr. Am Schluss erhielt er den Zuschlag.

Mittlerweile ist das alles Geschichte. Jetzt zählt nur noch das nächste Ziel, der Bachelor of Engineering.

„Ich hoffe, dass ich vielen unentschlossenen mit meinem Beispiel Mut mache, es mir gleich zu tun“, so Mustafa Oduncu. Die Kollegen der IMV-Pforzheim wünschen ihm jedenfalls viel Erfolg und das ihm viele Folgen.

Sven Praus

Es muss nicht immer ein Bearbeitungszentrum sein

An Fräsmaschinen standen wohl schon einige, doch selten macht man sich Gedanken über deren Herstellung. Damit sich dies ändert, trafen sich die Mitglieder am 18.Oktober in der Tullastraße 29-31 in Nöttingen um den Maschinebauern der Firma Kunzmann über die Schulter zu schauen.

Das 1907 gegründete Unternehmen zählt in der Konstruktion und Produktion von Universal-Fräs- und Bohrmaschinen sowie Universal- und Vertikal-Bearbeitungszentren zu einem der führenden mittelständigen Hersteller auf dem deutschen Markt. Mit 110 Mitarbeitern werden auf einer Fertigungsfläche von ca.5000 qm jährlich 300 Maschinen montiert und man erzielt dadurch einen Umsatz von 25 Millionen €.

 „Wir stellen immer noch viele manuelle Fräsmaschinen her“, berichtet Fertigungsleiter Ulrich Smolarek, denn es sei nicht immer ein vollautomatisches Bearbeitungszentrum notwendig. Vor allem Berufsschulen und Lehrwerkstätten greifen immer häufiger auf Kunzmann-Fräsmaschinen zurück und mit dem Modell WF4/3 nimmt man hier eine führende Marktposition ein.

Volker Faaß / Sven Praus

Wenn das Sulfid zum Golfball wird – Zu Besuch bei Enayati

„Ich dachte bei Galvanik vor Jahren auch an Arbeiter in Gummi-Stiefel, tropfende Leitungen und nasse Böden“, blickt Cahit Aksoy, Betriebsleiter der Enayati GmbH & Co. KG, in die großen Augen der Gruppe der IMV-Pforzheim am Ende des Tages. Denn diese hatten auch eine andere Vorstellung von der Besichtigung, als sie sich am 11.Oktober in der Panoramastr.76 in Birkenfeld vor den Toren des Bandgalvanikspezialisten trafen.

Schon während der Eröffnungspräsentation im Besprechungsraum wurde allen Teilnehmern schnell klar, hier verrichtet man nicht nur stur seine Arbeit sondern man ist begeistert bei dem Thema Galvanik und den ganzen dazugehörenden chemischen Vorgängen dabei.

Entwicklungsleiter Uwe Dreißigacker vermittelte den Teilnehmern in einer sehr dynamischen Art und Weise wie die chemischen Prozesse vonstatten gehen und verstand es die komplexen Vorgänge mit einfachen Bildern zu veranschaulichen. Zum Beispiel um die Silberbeschichtung vor dem „Schwarzwerden“ zu schützen ist eine sogenannte Passivierung notwendig. Jetzt wird bei Dreißigacker aus der Beschichtung die Erde, aus der Passivierung ein Rasen und das Sulfid wird zum Golfball, der zwar den Rasen aber nicht den Boden berührt und zwischen den Grashalmen ist immer noch genug Platz für den elektrischen Kontakt. So einfach kann Chemie sein. Doch für den Vollblutchemiker ist dies schon wieder ein alter Hut: „Wir machen das heute anders und besser!“ So reihte sich ein Beispiel an das andere. Diesen Enthusiasmus und diese Fachkompetenz hat sich auf dem Markt schon länger rumgesprochen und Vertriebsleiter Markus Kurtz berichtet stolz: „Wir sind bei vielen namhaften Großkunden als Entwicklungspartner schon bei der Neuproduktgestaltung mit eingebunden.“ Dies sorgt zusätzlich für Wachstum.

Die Mitarbeiterzahl sprang von unter hundert im Jahr 2007 auf heute 240. Fertigungsplaner Massimo Cabras erinnert sich an seine Anfangszeit bei Enayati als es gerade mal 6 Fertigungsstraßen gab und die nur eine von drei Hallen füllte. Heute muss er  auf drei Hallen verteilt das Vierfache an Maschinen durchorganisieren. Dabei werden pausenlos im 3-Schichtbetrieb bis zu 6000 verschieden Produkte pro Jahr veredelt.

„Bei den unterschiedlichen Verfahren, von Tauchplating bis Jetplating, ist jeder Tag eine neue Herausforderung die Stillstandzeiten zu minimieren“, so Cabras „denn unsere kurze Lieferzeit ist unsere Stärke.“

So ist es auch keine Überraschung dass u.a. Röntgenprüfgeräte, dezentralisiert vom Prüfraum, ortsnah in der Fertigung stehen. So ist eine umfassende Kontrolle bereits im Prozess bei kurzen Wegen möglich.

Damit das ganze funktioniert ist gut ausgebildetes Fachpersonal notwendig. So bildet man seine zukünftigen Mitarbeiter selber aus. Aber danach ist noch lange nicht Schluss. Regelmäßige Weiterbildungen und Schulungen stehen auf der Tagesordnung und so schaut man bei Enayati positiv in die Zukunft.

Sven Praus

IMV-Pforzheim erleichtert über neue Satzung

„Ich stelle fest, dass die Neufassung der Satzung einstimmig angenommen wurde“, sichtlich erleichtert kamen diese Worte über die Lippen von Joachim Dengler, 1. Vorsitzender der Industriemeistervereinigung Pforzheim (IMV). Somit hatten die bangen Wochen vor der außerordentlichen Mitgliederversammlung, die am 27. September in der Eutinger Gaststätte Stadt Pforzheim stattfand, endlich ein Ende.

Es ging an diesem Abend schlichtweg um das Überleben des 1957 gegründeten Vereins. Eine Klausel in der veralteten Satzung sorgte dafür, dass das Amtsgericht die Hauptversammlung vom Februar diesen Jahres für nichtig erklärte und damit alle damals durchgeführten Wahlen und Beschlüsse dieser Versammlung ungültig waren. In der Satzung aus dem Jahre 1974 stand, dass mindestens 25% der Mitglieder anwesend sein müssen, ansonsten darf man nichts entscheiden oder beschließen.

Nun hatte die IMV nur noch einen einzigen Rechtsvertreter und so gab es nur noch eine Möglichkeit: Eine neue Satzung muss her und diese muss noch in diesem Jahr von den Mitgliedern abgesegnet werden.

Joachim Dengler noch vor Beginn der Sitzung: „Wenn es heute nicht klappt, dann müssen wir uns ernsthaft Sorge um die Zukunft des Vereins machen.“ Kurz gesagt, über die Auflösung des Vereins musste zwangsweise nachgedacht werden.

Doch soweit kam es gar nicht. Überzeugende 40% der Mitglieder folgten der Einladung, selbst die Firma Witzenmann, jahrzehntelanger Förderer der IMV, sendete einen Vertreter um dies zu verhindern.

Die Satzung wurde angenommen, Vorstand und Kassier einstimmig entlastet. Zum 2. Vorsitzenden wurde Volker Faaß gewählt, neuer Schriftführer wurde Sven Praus und die zwei neuen Beisitzer Rolf Scheytt und Mustafa Oduncu ergänzen den Gesamtvorstand.

Sven Praus

Firma Härter setzt auf erfahrene Industriemeister

„Ich bin Industriemeister“, antwortet Günther Konrad kurz und knapp auf die Frage nach seiner Ausbildung. Damit haben die Mitglieder der IMV-Pforzheim sicherlich nicht gerechnet, als sie am 5.Juli in der Gutenberg-Str.6 vor den Toren der Firma Härter in Königsbach-Stein standen.

Nur was ist daran so besonderes? Erst einmal gar nichts: Günther Konrad ist verantwortlich für rund 50 Mitarbeiter, aber diesmal nicht in der Fertigung, sondern in der Konstruktion. Eine Position in der man eher Maschinenbau-Ingenieure erwartet. Auf die Frage, wie man als Meister in so einem großen Unternehmen zum Leiter der gesamten Konstruktion wird, fällt die Antwort bescheiden aus: „Da bin ich mit den Jahren reingewachsen.“ Wer die Entwicklung der Firma Härter seit den 90er-Jahren mitverfolgt hat, den wundert diese Aussage aber diesmal nicht. Vor 15 Jahren war das Unternehmen ein klassischer Werkzeugbau. Doch dann kam die Telekommunikationsbranche und mit ihr die Umstellung auf die Produktion von Stanzteilen. Der Handy-Boom sorgte dann für ein „explosionsartiges Wachstum“, weiß Marketingleiter Alexander Kasper zu berichten: „Innerhalb von 8 Jahren sprang die Mitarbeiterzahl von 300 auf bis zu 2.000 und der Umsatz von 43 Mio. € auf 200 Mio. €. Das muss man sich mal vorstellen.“ Von dieser unglaublichen Erfolgskurve der Firma wurde Konstruktionsleiter Konrad mitgerissen. Vom Werkzeugmacher wurde er zum Gruppenleiter in der Werkzeugmontage. Dann ging es in die Konstruktion, in der er ebenfalls bald Gruppenleiter wurde, bevor er die gesamte Verantwortung für diesen Bereich bekam. „Erfahrung ist durch nicht zu ersetzen, außer durch noch mehr Erfahrung“, wandelt Volker Faaß, 2.Vorsitzender der IMV-Pforzheim ein bekanntes Zitat aus der Automobilbranche um. Doch wer jetzt denkt, dass es dann nicht so anspruchsvoll sein kann, der irrt. Firma Härter konstruiert und baut 300 Werkzeuge pro Jahr und dabei handelt es sich auch noch um Folgeverbundwerkzeuge, die unbestrittene Königsklasse der Stanztechnik. Hier in Königsbach-Stein ist man in diesem Segment weltweit einer der ganz Großen.

Fast alle Werkzeuge werden in der eigenen Fertigung eingesetzt. Hier stanzt man rund 3.000.000.000 Einzelteile jährlich.

Wie Phönix aus der Asche

Eine traumhafte Erfolgsgeschichte wenn man nur die beiden letzten Jahre streichen könnte. Schon 2008 sollte diese Besichtigung stattfinden, aber ein Großbrand in der Stanztechnik verhinderte dies. Davon frisch erholt, kam dann Ende 2008 auch noch die Weltwirtschaftskrise daher und traf das Unternehmen mit voller Wucht. Der Umsatzeinbruch von zeitweise bis zu 60% tat richtig weh. Wie viele deutsche Unternehmen musste man sich umstellen, den Blick nach vorne richten und neue Absatzmärkte finden.

2011 ist die Fa. Härter wieder auf der Überholspur und peilt einen Umsatz von 250 Mio. € an. Die Auftragsbücher sind wieder voll und man sucht dringend Fachkräfte.

So beendete Marketingleiter Kasper die Besichtigung: „Wir haben schwierige Zeiten erlebt, aber wir sind sehr schnell auf die Erfolgsspur zurückgekehrt und dürfen sehr zuversichtlich in die Zukunft blicken. Das dürfen sie ruhig weitersagen.“

Sven Praus

Südwestkarton ist nicht von Pappe

In Deutschland gefertigte Massenprodukte lohnen sich nur, wenn diese innovativ und die Fertigungsanlagen automatisiert sind. Wenn Wellpappenverpackungen im Enzkreis hergestellt werden, muss die Industriemeistervereinigung Pforzheim (IMV) mal genauer hinschauen.

Das Auge isst bekanntlich mit und das spielt auch eine wichtige Rolle wenn wir Einkaufen gehen und die Verpackungen betrachten. Am Ende landet nur das im Warenkorb was optisch ansprechend aussieht. Da man aber nichts schmeckt wenn man es nicht riecht, machten am 10. Mai die Mitglieder der IMV große Augen als Marlies Ernie, Außendienstmitarbeiterin bei Panther Packaging verkündet: „Wir drucken auch Düfte!“ Dies war einer der ersten Aha-Erlebnisse der Besichtigung der Illinger Firma Südwestkarton in der Industriestraße 7. Die Südwestkarton ist einer von sieben Standorten des deutschen Familienunternehmens Panther Packaging.

Nach einer kurzen Einführung in die Wellpappenherstellung durch Verkaufsleiter Eduard Wirtitsch, ging es auch gleich in die hochautomatisierte Fertigungshalle und da gab es einiges zum bestaunen. In einer dynamischen Lagerhaltung, auch chaotische Lagerhaltung genannt, stapeln sich 4.000 Tonnen Papier bis zu einer Höhe von 25m und die werden auch dringen benötigt. Denn nebenan surrt schon die 100 Meter lange Wellpappenerzeugungsanlage (WPA). Dabei drehen sich die formgebenden Riffelwalzen mit einer Geschwindigkeit von 220 m/min. So produziert die WPA bis zu 33.000 m2 Wellpappe je Stunde die, je nach Endprodukt, unterschiedliche Abmaße haben. Ein ausgeklügeltes Palletiersystem leitet diese vorgefertigten Türme automatisch zu den Stanzanlagen. Sind große Fertigungstoleranzen möglich, so landet der Stapel an einer der schnellen Rotationspressen. Ist Präzision gefragt sind die Flachstanzen dran. Dabei können alle Maschinen viel mehr als nur ausschneiden: Schlitzen, rillen, stanzen, drucken, falten und fertig ist die Verpackung die wir z.T. von den Regalen der Discountmärkte her kennen.

Nicht von Pappe was Südwestkarton hier leistet, könnte man jetzt sagen, hätte Eduard Wirtitsch nicht zu Beginn verraten dass Wellpappe sogar einen Kleinwagen tragen kann.

Sven Praus

Doppelsieg für Familie Abt

Bei der Familie Abt scheint das Kegeltalent im Blut zu liegen. So konnte sich Inge Abt bei den Frauen und Siegfried Abt bei den Herren den 1. Platz beim Kegelnachmittag der IMV Pforzheim  sichern.

Es klingelte gleich mehrfach am 16. April auf der Kegelbahn im Gasthaus Rose in Corres. Der Organisator und Ehrenvorsitzende Jürgen Hölzle konnte sich dabei über zahlreich erschienenen Mitglieder freuen. Eifrig kämpften die 17 Teilnehmer/innen bei bestem Frühlingswetter um die Krone. Augenzwinkernd übereichte Jürgen Hölzle auch noch den beiden letzten Helga (38 Punkte) und Paul Reinhardt(35 Punkte) eine Urkunde „letzter Sieger/in“.

Die Traditionsveranstaltung war ein voller Erfolg und wird in den nächsten Jahren sicherlich fortgeführt.

Platzierungen Frauen:

  1. Inge Abt                         65 Punkte
  2. Margrit Scherle               60 Punkte
  3. Sonja Klar                      54 Punkte

Platzierungen Herren:

  1. Siegfried Abt                  79 Punkte
  2. Ronny Friedrich              64 Punkte
  3. Norbert Klar                    61 Punkte

Sven Praus

Gestelle und Bleche, das A und O im Maschinenbau

Ob Fräs- oder Drehmaschine, ob Fertigungsstraße oder Roboterzelle, alle brauchen Gestelle oder Verkleidungen aus Stahl und trotzdem führen diese Teile ein Schattendasein.

Dabei fängt die Montage von Maschinen meist mit dem Gestell an und hört mit der frisch lackierten Schutzumhausung auf. Also trafen sich im April 19 IMV-Mitglieder bei der Firma Reeb in der Dieselstraße 20 in Wilferdingen, einer der Entstehungsorte dieser Maschinenkomponenten.

Was 1900 als klassische Schlosserei begann, hat sich mittlerweile zum Spezialisten für diese Sparte entwickelt. Hier schweißen, stanzen und biegen 55 Mitarbeiter auf 3.500 m2 den Stahl so wie es der Kunde wünscht. Vor allem im Bereich der Umhausung hat sich der Markt in den letzten Jahren stark verändert, weiß der geschäftsführende Gesellschafter Marc Berger zu berichten: „Das Design wird immer wichtiger!“ Denn das Auge isst mit, auch wenn man ein Produkt kauft. Diese aufwendigeren Wünsche verlangen demnach auch moderne Technik und Fertigungsstrukturen. Moderne Laserschneidanlagen, Abkantmaschinen und Schweißarbeitsplätze reihen sich hier aneinander. Wenn eine Roboterzelle wieder ihre eigenen vier Wände braucht, werden diese in kleinen Teams mit 3 Facharbeitern hergestellt, die sich selbst organisieren. Somit gibt es den klassischen Meister nicht mehr, aber ganz ohne geht es dann doch nicht: Die Produktion leitet der Metallbaumeister Rüdiger Wenz, seit 2010 technischer Geschäftsführer bei Reeb. Die flache Struktur sorgt für die notwendige Flexibilität die der Markt fordert. „Wenn jemand anruft und zum Beispiel heute noch eine Blechwanne braucht, dann bekommt er die auch“, berichtet der Schweißfachmann stolz und damit muss nicht einmal der ganze Produktionsplan über den Haufen geworfen werden.

Wenn Gestelle und Umhausungen mal wieder pünktlich eintreffen, dann hat es seine Gründe. Davon konnten sich die Teilnehmer an diesem Nachmittag überzeugen.

Sven Praus